Die Tagung begann am 08.05. mit der Vorstandssitzung im Hotel „Zum Ziel“ in Grenzach-Wyhlen, bei der die Mitgliederversammlung am nächsten Tag vorbereitet wurde. Abgeschlossen wurde der Tag mit einem gemeinsamen Abendessen.
Am Himmelfahrtstag ging es in das benachbarte Frankreich. Ziel war das Naturschutzgebiet „Petite Camargue Alsacienne“. Das Gebiet befindet sich am Rheinknie im äußersten Südosten des Departements Haut-Rhin im Dreiländereck (Frankreich, Deutschland, Schweiz). Das Naturschutzgebiet erstreckt sich über ein 15 km langes und 1 bis 2 km breites Tiefgestade, das der Rhein an der Südspitze des Rheingrabens direkt nach der Schweizer Grenze gebildet hat.
Bei einer Führung konnten sich die ESTRILDA-Mitglieder einen guten Überblick über das Gebiet verschaffen, das ein wahres Kleinod der Natur ist und ein Stück der letzten Auenlandschaften am Rhein bewahrt. Es wurde 1982 als erstes frankreichweites Naturschutzgebiet im Elsass ausgewiesen. Dort kreuzen sich viele bio-geografische Besonderheiten und Biosphären. Sie bilden ein Mosaik aus verschiedenen Lebensräumen, in welchen zahlreiche Tier- und Pflanzenarten heimisch sind und es ist Paradies für Vögel.
Im Naturschutzgebiet findet man u. a. über 40 Baumarten, 180 Vogel-, 16 Amphibien- und, 40 Libellenarten. Von Mitte August bis Oktober rasten hier die Zugvögel einige Tage, bevor sie weiterziehen: Hunderte von Störchen und Greifvögeln aus ganz Nordeuropa machen dort eine Pause.
Nach einem gemeinsamen Mittagessen in einem typischen elsässischen Restaurant ging es zurück zum Hotel „Zum Ziel“, wo am Nachmittag die Mitgliederversammlung stattfand. Nach dem Bericht des Vorstands von Prof. Dr. Sven Cichon und dem Bericht zur Kasse von Kassenwart Hans Ruschin gab es durch die anwesenden Mitglieder eine einstimmige Entlastung. Weitere Themen auf der Mitgliederversammlung waren bevorstehende Satzungsänderungen, die neue Webseite, unser Facebook-Auftritt und die Suche nach dem Tagungsort 2025. Außerdem wurde der Beschluss gefasst, Günter Hochmal und Hans Ruschin wegen ihrer Verdienste um die ESTRILDA zu Ehrenmitgliedern zu ernennen.
Ein gemeinsames Abendessen rundete den Tag ab.
Am nächsten Tag ging es mit Bus und Bahn in den Basler Zoo. Dort führten uns zuerst Jess Borer und ihr Team durch das neu gestaltete Vogelhaus, das im letzten Jahr wieder eröffnet wurde. Das alte Vogelhaus, gebaut 1927, wurde kernsaniert und umgestaltet sowie im Außenbereich die Volieren vergrößert und neue hinzugefügt. Zusätzlich wurde ein Gebäude angebaut.
Innen findet man einen tropischen Regenwald voller frei fliegender Vögel und einige Volieren. Das besondere des Raumes ist auch, dass man an einer Stirnseite des Hauses noch zwei Etagen hochsteigen kann, und so dem Treiben in der Halle auch von oben zusehen kann. Das neu hinzugefügte Gebäude beherbergt einen Schluchtwald Costa Ricas mit seinen Bewohnern, den „Juwelen der Lüfte“.
Die Führung ging auch hinter die Kulissen und man bekam einen Einblick in die gesamte Technik, die Futterküche und die Quarantäneräume.
Nach dem Mittagessen im Zoo fand die eigentliche Tagung im Schulungsraum West des Zoos statt. Lars Lepperhoff zeigte einen ausgezeichneten Bildervortrag über „Die Haltung und Zucht von Rotkopfpapageiamadinen in einer Biotopvoliere im Wohnbereich“. Lars Lepperhoff hat sich das Aquarium als Vorbild für die Volieren genommen. Sein Plan war es, ähnlich wie bei einem optimal ausgestatteten Aquarium, einen naturnahen Lebensraum für die Vögel zu gestalten. In seinem Vortrag ging er zuerst auf die Aspekte der Vogelhaltung und ihre Entwicklung ein und auf die Ideensuche für seine Biotopvoliere in der Wohnung. Danach schilderte er, durch zahlreiche informative Bilder unterstützt, den Bau dieser Voliere für seine Rotkopfpapageiamadinen. mit vielen Bildern. Abschließend berichtete er über die mit der neuen Voliere gemachten Erfahrungen und die ersten Zuchterfolge. Ein sehr informativer und beeindruckender Vortrag.
Alexander Droste hatte noch dem gewaltsamen Tod von Heinz Meier einen Teil dessen Gouldamadinen übernommen. Und zwar die Vögel, die vom Zustand her nicht geeignet waren, sie an andere Züchter weiterzugeben. Ohne große Erwartungen kamen sie in sein Gewächshaus bzw. seine Volieren. In seinem Vortrag „Überraschung mit Gouldamadinen: Erfahrungsaustausch“ berichtete er, dass die Vögel, obwohl in keinen sehr guten Zustand, unerwartet schnell zur Brut schritten. Zu einer unerwarteten Zeit an einem unmöglichen Standort kam es zu einem großartigen Nachzuchterfolg! Nach dem Selbstständigwerden der Jungen wollten die Paare weitermachen und untersuchten alle Winkel und Löcher im Gewächshaus, um eine Nistmöglichkeit zu finden. Weitere Aufzuchten waren die Folge.
Nach der Kaffeepause gab es einen weiteren Vortrag mit großem Praxiswert: „Tipps und Kniffe bei der Prachtfinkenhaltung – Erfahrungen aus vier Jahrzehnten“ von Pascal Barrière. Für jeden Prachtfinkenhalter und -züchter enthielt der Vortrag wertvolle Tipps und Tricks bei Kauf, Transport und Eingewöhnung, wie auch bei der Unterbringung, Fütterung, Brut und Aufzucht sowie Medikamenten und Vitaminen.
Im letzten Beitrag des Tages sprach Basler Kuratorin Jess Borer über die „Vogelhaltung im Zoo Basel“ von den Anfängen bis heute. Waren es in den Anfangsjahren rund 1.400 Vögel, die kleinen Käfigen gezeigt wurden, können die Besucher heute im umgebauten Vogelhaus noch rund 130 Vögel, die man in der Halle und hinter den Kulissen hält. Etwa 19 Arten sind es in der großen Freiflughalle, aber hier ist man noch in „Erprobungsphase“ und will beobachten, wie alles zusammenpasst.
An den einzelnen Volieren findet man nur südostasiatische Vögel, die nicht im Freiflug gehalten werden können und die auch alle in einem Erhaltungszuchtprojekt eingebunden sind.
Die neue Halle mit den „Juwelen der Lüfte“ zeigt ausschließlich kleine Vogelarten, später sollen hier Kolibris einziehen. In der neuen großen begehbaren Außenvoliere leben Waldrappe, Blauracken und Marmelenten. Ob das so bleiben wird, ist auch noch offen, denn man ist sich noch nicht sicher, ob die Jungen der Marmelenten von den Waldrappen gefressen werden.
Weitere Vogelarten sind noch in anderen Bereichen des Zoos anzutreffen. So zum Beispiel Rosa- und Krauskopfpelikane, deren Anlage eigentlich mit zum Außenbereich des Vogelhauses gehört und die Keas, auf deren geglückte Nachzucht man in Basel besonders stolz ist. Auch jeweils eine große Gruppe Siedelweber (Philetairus socius) und Scharlachspinte (Merops nubicus) leben im Basler Zoo. Bei den Spinten gingen die Nachzuchterfolge deutlich in die Höhe, als Termiten zugefüttert wurden.
Insgesamt, so Borer, leben 68 verschiedene Vogelarten im Zoo in etwa 500 Individuen.
Nach dem letzten Vortrag ging es zurück nach Grenzach-Wyhlen, wo bei einem Abendessen der tolle informative Tag ausklang. Am nächsten Tag endete mit dem üblichen Tagungsresümee die Haupttagung 2024.